Achtung: Text ohne Ende….
Dinge, die die Welt definitiv nicht braucht……
Gestern Morgen bin ich nach einer erholsamen Nacht gegen 10 Uhr vom CP losgefahren. Der erste Stopp war direkt in Skjolden, der Fjord lag in einem herrlichen Licht.

Etwa drei Kilometer später war die Tour dann beendet ☹. In einer schmalen Kurve kam mir ein Lastwagen entgegen. Er war leider sehr weit auf meiner Spur unterwegs und ich hatte zwei Möglichkeiten: Frontalcrash oder Ausweichen. Zum Nachdenken war da keine Zeit – also instinktiv ausweichen. Beim rechts einlenken habe ich sofort gemerkt, dass das nicht gutgehen wird. Ich bin mit beiden Rädern an einem unbefestigten Fahrbahnrand in eine „Kuhle“ einem ca. 5 – 6 cm tiefen „Graben“ gefahren. Es gab ein oder zwei laute Knalls, das Auto kam ins schlingern und ich war hart damit beschäftigt mich irgendwie auf der Straße zu halten. Mir war auf der Stelle klar, dass das mit Schäden verbunden war. Zeitgleich hat es neben mir heftig gequalmt. Ich konnte das zunächst überhaupt nicht einordnen. Nachdem ich dann das Auto irgendwie wieder in die Spur gebracht habe, konnte ich endlich die Bremse betätigen und anhalten. Ich habe meine Handtasche geschnappt und erst mal raus aus dem Auto. Aufgrund des Qualms dachte ich zunächst, irgendetwas würde brennen.
Das Ganze spielte sich in Sekunden ab. Als ich endlich ein wenig denken konnte, sah ich, dass lediglich der Beifahrersitz den Airbag ausgelöst hatte. Vermutlich aufgrund des harten Aufkommens auf dem unbefestigten Rand.
Beim Rundgang ums Auto habe ich natürlich sofort gesehen, dass beide Reifen auf der Beifahrerseite geplatzt waren. Das war wohl eines der Knallgeräusche gewesen. An der Stelle konnte ich unmöglich stehen bleiben und habe mich dann im Zeitlupentempo bis zu einer Stelle vorgearbeitet, an der ein einigermaßen gefahrloses stehen bleiben möglich erschien.
Nach einem weiteren Rundgang ums Auto war mir klar, dass nicht nur die Reifen was abbekommen haben. Das rechte Vorderrad stand sehr merkwürdig. Nun habe ich technisch keine Ahnung, aber befürchtet, dass da mehr passiert war. Ich weiß nicht wie oft ich die nächsten Stunden das Vorderrad angesehen und überlegt habe, ob ich mir das nur einbilde, oder ob es wirklich völlig schief stand.
Nach Aufstellen des Warndreiecks habe ich zunächst mal meinen Pannendienst angerufen und die Situation geschildert. Anhand der Handyortung konnten sie meine Standort ermitteln und sagten mir schnelle Hilfe zu.
Während ich dort also da stand, kamen unzählige Autos und Motorradfahrer vorbei. Als erstes hielt ein Pärchen, welches am Abend zuvor mit mir auf dem gleichen CP war. Natürlich konnten sie mir nicht helfen. Weiter Fahrzeuge blieben stehen, ein älteres Ehepaar welches für mich den ADAC rufen wollte, weitere Motorradfahrer aus D usw. Auch die norwegischen Autofahrer hielten immer wieder um, manche drehten sogar um, um zu fragen, ob sie helfen könnten. Ich fand diese Aufmerksamkeit von allen unglaublich. Es gab natürlich auch Leute die weiter gefahren sind.
Nach etwa einer Stunde hielt ein weiterer Deutscher an. Er stieg aus, schaute sich das kurz an und meinte, das wäre wohl ein größerer Schaden (gut, dass war mir auch klar). Aber er war KFZ Mechaniker und hat sich direkt mal unters Auto gelegt. Diagnose: Federbein gebrochen.
Nach etwa einer weiteren Stunden kam vom Berg (eine kleine Ansiedlung von etwa sechs – sieben Häusern) ein Fahrzeug runter. Die Frau stieg aus und fragte ob sie helfen könnte. Das ganze in (natürlich) gebrochenem Deutsch. Sie meinte, sie hätte einen Kaffee mitgebracht und würde auch gern übersetzen, wenn es nötig wäre.
Ich erklärte ihr, dass ich den Pannendienst schon gerufen hätte und dieser demnächst kommen würde.
Eine Stunde später kam eine weitere Frau aus genannter Siedlung zu mir. Sie hatte zwei Bananen und ein Getränk für mich dabei. Ich erklärte auch ihr, dass der Abschleppdienst auf dem Weg wäre. Sie meinte dann noch, ich könne jederzeit zu ihrem Haus kommen wenn ich weitere Hilfe benötigen würde.
Mittlerweile war es gegen 13.30. Ich rief wieder beim AvD an. Ja, es wäre alles beauftragt und Hilfe würde kommen. Gut, also weiter warten.
Gegen 15:30 rief ich erneut an. Da hieß es dann, das Abschleppunternehmen hätte falsche Koordinaten erhalten und mich deswegen nicht finden können. Angeblich würde ich da mitten im Meer vor Schweden stehen. Mir haben echt die Worte gefehlt. Also erneut Koordinaten gesendet und es hieß, in 1,5 Stunden wäre der Abschlepper da.
Kurz danach kam tatsächlich ein Abschlepper – nur leider nicht für mich. Er hielt dennoch an und fragte was denn los sei. Nach einigem erzählen stellten wir fest, dass er nicht autorisiert war um mich abzuschleppen. Das war aber auch nicht das Problem, denn er war ohnehin auf dem Weg zu einem anderen Unfall. Er versprach mir allerdings bei den Kollegen ringsherum nachzufragen und später nach mir zu sehen. Das könne aber gute drei Stunden dauern, die Wege sind lang in Norwegen.
Zwischenzeitlich kam die Dame oben vom Berg, sie heißt Wenke, herunter und bot mir an, mich ins nächste Dorf zu fahren, in dem sich auch ein Hotel befindet. Ich erklärte ihr abermals, dass ich auf den Abschlepper warten musste. Abgesehen davon war ich entschieden, ohne mein Auto, indem sich momentan ja mein halbes Leben befindet, nirgendwo hinzugehen. Sie gab mir dann aber noch ihre Telefonnummer mit den Worten, ich könne mich jederzeit melden.
Zwischenzeitlich konnte ich noch beobachten wie eine Schafsherde ausgebrochen war. Bei allen Theater, konnte ich mir ein herzhaftes Lachen nicht verkneifen, als sie versuchten, sie wieder auf den richtigen Weg zu bringen:



Gegen 19 Uhr (!) rief mich der AvD wieder an. Die ausgesprochen nette Dame am Telefon brachte mir schonend bei, dass ich nochmals 2,5 Stunden warten müsste. Gut, dass war dann auch für meine Nerven zuviel. Ich habe hemmungslos geweint und kein Wort mehr rausgebracht. Ich stand da seit mittlerweile 9 Stunden an dieser dämlichen Landstraße. Immerhin hatte ich Wasser dabei….
Die Dame vom AvD hat sich dann wirklich sehr viel Zeit genommen und meinte, sie würde jetzt so lange mit mir telefonieren, bis ich wieder einigermaßen gefasst bin. Hat sie wirklich gemacht und eine Stunde später haben wir dann das Gespräch beendet.
Nachdem ich nun wusste, dass ich weiterhin warten müsste, bin ich dann tatsächlich zu dem Haus gegangen, dessen Besitzerin mir die Bananen gebracht hatte. Ehrlich gesagt nur aus einem Grund: ich wollte eine Kippe haben. Ich hatte gesehen, dass der Mann Raucher war.
Kaum war ich dort, kam mir eine weitere Welle der Hilfsbereitschaft entgegen. Sie hätten mich den ganzen Tag beobachtet und immer geschaut ob alles ok wäre. Ob ich etwas trinken wolle usw. Wir haben uns dann super nett unterhalten und beide haben mich noch mal ein Stück runter geholt. Joruun, die Frau des Hauses, hörte dann einen LKW. Sie schaute um die Ecke und tatsächlich stand dort der Abschlepper vom Nachmittag. Sie pfiff und er reagierte auch. Er sah mich dann auch und gab mir zu verstehen, dass er in 20 Minuten wieder da sein würde um mich abzuschleppen. Nebenbei haben sie und ihr Mann mich eingeladen, sollte ich jemals wieder nach Norwegen kommen, sie dort zu besuchen. Ihr Haus wäre immer offen für mich >3
Tatsächlich kam der Abschlepper dann um 21:30 zurück und schleppte mich zu seiner Werkstatt. Er erklärte mir, dass er mit dem eigentlichen Abschlepper, der aus der 60 km entfernten Stadt gekommen wäre, gesprochen hat, und sie das mit den Kosten schon unter sich geregelt hätten. Ich frage mich bis jetzt, warum man den nicht gleich geschickt hat – die Werkstatt und das Abschleppunternehmen sind keine 10 Minuten vom Unfallort entfernt!
Er hat mir sofort angeboten, dass ich auf dem Geländer der Tankstelle übernachten kann – so lange bis mein Auto wieder fahrbereit wäre. Ich habe erst mal dankend angenommen und bin irgendwann um 1 Uhr nachts auch endlich eingeschlafen.
Heute Morgen habe ich dann tatsächlich bis halb elf geschlafen. Ab in die Tanke und erst mal Kaffee.
Hier zwei kleine Lacher am Rande: sowohl an der Stelle wo ich stehen bleiben musste, als auch an der Tankstelle, waren jeweils Wasserfälle 😊.



Nun musste ich warten, bis er von einer langen Tour – das hatte er mir am Vorabend bereits erzählt – zurückkam. Um 16 Uhr war er dann wieder da. Vorher lernte ich noch seine Tante und Onkel kennen, dessen Mutter Deutsche war, und die Schwester kennen. Es waren nette, unterhaltsame Gespräche. In der Tankstelle habe ich dann erst einmal erklärt, dass ich dort geschlafen hätte, wegen des Unfalls. Und wieder schlug mir eine Welle der Sympathie bzw. Empathie entgegen.
Zwischenzeitlich hatte ich mich bereits darum gekümmert, wo ich die nächsten Tage übernachten könnte. Das ich nicht drei Tage im Auto – ohne Dusche und Sanitär – bleiben würde, war für mich ganz klar.
Da ich ausreichend Zeit hatte, habe ich mir meine Klamotten gepackt, die Vorräte aus meiner Kühlbox geschnappt und alles was sonst noch wichtig ist. Ich bin losgezogen wie ein gepackter Esel. Aber der nette Abschlepper hat mich tatsächlich auch noch zu besagtem CP gefahren.
Ich bin nun auf dem CP, an dem ich bereits vor zwei Nächten war. Ich habe mir eine kleine Hütte gemietet. Ordentliches Bett, kleine Küche, also alles was man so braucht.






Heute Abend habe ich mir ein Essen im dazugehörenden Restaurant gegönnt – und endlich mal Fisch bekommen. Auch mein Glas Rotwein habe ich mir gegönnt. Über Geld spricht man bekanntlich nicht.
Morgen werde ich dann alles Weitere versuchen zu klären. Meine größte Hoffnung ist, dass es „nur“ bei den bisher festgestellten Schäden bleibt und ich mit viel Glück am Mittwoch meine Reise fortsetzen kann. Es geht ohnehin allmählich aufs Ende zu, aber die restlichen Tage würde ich schon noch gern genießen.
Und nun ein paar Bilder vom „Unfallort“ und meinem Auto:
Besagte Kante und Kurve:



Schröder:





Und morgen gehts weiter in der Geschichte 🙂
weiter gehts hier
Das wichtigste ist, dass dir nix passiert ist. Alles andere ist ersetzbar. Mir wird jetzt noch ganz schlecht, wenn ich die komplette Story lesen. Der reinste Horror. Mach dad Beste aus den nächsten Tagen LG
danke für den ausführlichen Bericht Klasse die Hilfsbereitschaft der Schweden etc .
Norweger 🙂
Zum Glück ist Dir nix passiert!!
Und guck – nur nette Leute kennengelernt! So dicht kommst du an Land und Leute nie wieder ran 😉
Aber – wo ist denn der LKW hin?!